Ausprobieren, lernen, weiterkommen: So gelingt Partizipation

Eine grosse Menschentraube dreht sich langsam um die Theke in der Aula der Berner Fachhochschule. Die Teilnehmenden der zweiten "Langen Nacht der Partizipation" stellen hier ihr eigenes Kongressprogramm zusammen: In zwei Workshoprunden lernen sie im Laufe des Abends Best Practice aus der Kinder- und Jugendarbeit kennen. Zehn Projektteams stellen den Teilnehmer*innen an diesem 30. August ihre Methoden und Ansätze zur Förderung der Partizipation von Kindern und Jugendlichen vor.

Sich auf "nur" zwei Workshops zu beschränken, fällt nicht allen der rund hundert Teilnehmenden leicht. Denn mit dabei sind die unterschiedlichsten Projekte aus der Schweiz, Deutschland und Österreich, welche wiederum ganz verschiedene Themenbereiche aufnehmen. Von Politik über Generationenarbeit bis zu Genderthemen.

Neues ausprobieren statt falsche Strategien verfolgen

Dafür dürfen die Gäste ohne Entscheidungsschwierigkeiten in den Abend starten: Die "Lange Nacht" startete um 17 Uhr mit einer Einleitung von Jonathan Gimmel, Präsident des Verbands Offene Kinder- und Jugendarbeit Bern (VOJA). Gimmel nimmt in seiner Begrüssungsrede kurz Bezug zu Themen der Stadtentwicklung und Datenerhebung. Er schafft so eine passende Überleitung zum folgenden Inputreferat von Max Stern. Der Mitbegründer vom Think Tank "Staatslabor" nimmt an der "Langen Nacht" das Thema "digitale Demokratie" auf und erklärt, wieso man lieber einmal einfach ausprobiert.

"Ohne Spielregeln wird Partizipation zur Willkür"

"Wir müssen versuchen, die neuen Möglichkeiten und Technologien zum Wohle der Gesellschaft zu nutzen, und so heutige Herausforderungen anzugehen", so Stern. Wichtig sei dabei das nutzerzentrierte Denken. Und eben: Sich trauen, Neues zu testen. "Ausprobieren, Fehler machen, kontrollieren, anpassen und lernen." Dies sei besser und günstiger, als falsche Strategien zu verfolgen und auf starren Wegen zu bleiben.

Dabei sei es aber auch wichtig, dass es gewisse Spielregeln gebe für Partizipation. "Denn ohne Kontrolle und Leitplanken wird diese schnell zur Willkür." Und dies führe nur dazu, dass die Leute das Vertrauen verlieren. Für den Politikwissenschaftler ist ein weiterer Ansatz, dieses Vertrauen mit Offenheit und Transparenz zu fördern: "Wer versteht, wie etwas funktioniert, vertraut eher darauf", schliesst Stern.

Unterschiedliche Zielgruppen, gleiche Herausforderungen

Gemäss diesem Leitsatz fanden nach dem Referat zwei halbstündige Workshoprunden statt. Zehn Projektteams stellten ihre Ansätze, Learnings und Ziele vor. Im direkten Austausch mit den Teilnehmenden beantworteten sie Fragen oder diskutierten neue Möglichkeiten. So unterschiedlich die Arbeits- und Themenbereiche der Workshopleitenden auch sind: Einige Fragestellungen beschäftigten alle Gruppen.

Wie zum Beispiel erreicht man im ersten Schritt überhaupt die Zielgruppe? Und wie bringt man sie in einem zweiten Schritt dazu, mitzumachen? Ein wichtiges und oft erwähntes Thema waren auch die Leitplanken, Grenzen oder auch Chancen, welche von der Gemeinde, vom Kanton oder gar vom Bund vorgelegt werden.

Wer war denn genau dabei? Die zehn Projekte aus den Best Practice Runden lernt ihr hier kennen.

Beim Essen diskutiert es sich noch besser

Nach den Workshoprunden um 19.30 Uhr wurden die Fragen in neuen Gruppen und neuem Setting vertieft: Die Organisatoren von infoklick.ch, voja und der Berner Fachhochschule luden die Gäste ein zu einem Apéro riche. In lockerer Runde konnte so in der Cafeteria bis 21 Uhr weiter diskutiert werden. Wer wollte, zog mit den Inputs und den neuen Kontakten danach weiter durch Bern - die ganze liebe, lange Nacht lang.

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